Hildesheimer Museen erwerben bedeutende Holzskulpturen

Kunstwerke des frühen 16. Jahrhunderts stammen aus der Werkstatt des Benediktmeisters

Prof. Dr. Claudia Höhl und Prof. Dr. Regine Schulz, Direktorinnen des Dommuseums Hildesheim sowie des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim, präsentieren zusammen mit Dr. Gerhard Lutz, stellvertretender Leiter des Dommuseums, die Neuerwerbungen. Foto: Heidrich/bph

Prof. Dr. Claudia Höhl und Prof. Dr. Regine Schulz, Direktorinnen des Dommuseums Hildesheim sowie des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim, präsentieren zusammen mit Dr. Gerhard Lutz, stellvertretender Leiter des Dommuseums, die Neuerwerbungen. Foto: Heidrich/bph

Das Dommuseum Hildesheim und das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim haben zwei bedeutende Holzskulpturen erworben, die aus der Hildesheimer Werkstatt des sogenannten Benediktmeisters stammen.

Bei den ersteigerten Figuren handelt sich um Darstellungen der Heiligen Martin und Nikolaus, die im Spätmittelalter gerade im Bistum Hildesheim sehr populär waren. Sie kommen vermutlich aus der 1751 erbauten Weichsschen Kapelle in Sarstedt bei Hannover. Von dort gelangten sie zunächst in eine Privatsammlung nach Ruthe.

Die Holzskulpturen dürften dementsprechend von einem Altarretabel aus dem Raum Hildesheim stammen, möglicherweise sogar aus St. Godehard in Hildesheim, und sind damit ein wichtiges Zeugnis für die hohen künstlerischen Standards in der Region am Vorabend der Reformation.

Die beiden Museen ersteigerten die Kunstwerke Ende Februar bei Nagel Auktionen, Stuttgart. Die Klosterkammer Hannover, der Landschaftsverband Hildesheim, der Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim, der Hildesheimer Museumsverein sowie der Rotary Club Hildesheim unterstützen den Kauf beider Figuren aus der Werkstatt des Benediktmeisters finanziell.

Der Benediktmeister zählt neben Tilman Riemenschneider und Veit Stoß zu den herausragendsten Künstlern des frühen 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, ist jedoch weit weniger bekannt als die beiden fränkischen Zeitgenossen. Dies liegt daran, dass die spätmittelalterliche Kunst in der Bischofsstadt Hildesheim bislang vergleichsweise geringe Beachtung fand und zum anderen, dass der Namen des Schnitzers nicht bekannt ist.

Benannt ist der Künstler nach den Überresten eines großen Benediktaltars in St. Godehard in Hildesheim. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts scheint der Meister eine überaus produktive Werkstatt angeführt zu haben, die wichtige Impulse aus dem Atelier Tilmann Riemenschneiders empfing und diese auffällig eigenständig weiterverarbeitete.

Die Werke des Meisters sind heute in Museen weltweit verstreut, so im Philadelphia Museum of Art, dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg oder in Waddesdon Manor (England).

„Es ist großartig, dass es uns gemeinsam mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum gelungen ist, diese beiden Holzskulpturen zu erwerben, deren kunsthistorische Bedeutung absolut hoch einzuschätzen ist. An ihnen wird deutlich, dass mit dem sogenannten Benediktmeister ein künstlerisches Schwergewicht in Hildesheim gewirkt hat. Wir sind unseren Unterstützern sehr dankbar. Ohne sie wäre der Ankauf nicht möglich gewesen“, sagt Prof. Dr. Claudia Höhl, die Direktorin des Dommuseums Hildesheim.

„Wir vom Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim (RPM) sind begeistert, dass der gemeinsame Erwerb dieser beiden hervorragenden Heiligenfiguren geklappt hat. Denn zum Bestand des RPM gehörte ursprünglich die Figur eines hl. Paulus des Hildesheimer Benediktinermeisters. Diese war an die Michaeliskirche ausgeliehen, wurde 1963 aber leider gestohlen und ist bislang nicht wieder aufgetaucht. Dies hinterließ eine schmerzhafte Lücke in der kunsthistorischen Sammlung unseres Museums, da der Benediktinermeister zu den angesehensten Künstlern des 16. Jahrhunderts gehörte. Der gemeinsame Erwerb der beiden Heiligenfiguren ist deshalb für das RPM von ganz besonderer Bedeutung. Da das Museum selber über keinen Erwerbungsetat verfügt sind wir allen Sponsoren, die uns unterstützt haben zu großem Dank verpflichtet“, so die leitende Direktorin des RPM, Prof. Dr. Regine Schulz.